Sie können sich noch nicht so recht vorstellen, was Volkswirt*innen beruflich machen?
Architekt*innen entwerfen und planen Lebensräume für Menschen. Dabei berücksichtigen sie eine Vielzahl von Faktoren wie die Bedürfnisse der Bewohner, die Eigenschaften des Baugrunds und der Baumaterialien, ästhetische Ansprüche, Funktionalität, gesetzliche Vorschriften und Kosten. Architekt*innen arbeiten auf verschiedenen Ebenen: von der Planung ganzer Städte auf der Makroebene, über Gebäudekomplexe, urbane Landschaften und einzelne Gebäude, bis hin zu Detailfragen auf der Mikroebene, wie zum Beispiel der Gestaltung von Innenräumen, Dachflächen oder barrierefreien Eingangsbereichen.
... sie gestalten wirtschaftliche Strukturen und Rahmenbedingungen. Auch sie arbeiten auf verschiedenen Ebenen, von der Analyse und Gestaltung ganzer Wirtschaftssysteme auf der Makroebene über einzelne Märkte, zum Beispiel für Rohstoffe, Wertpapiere oder Unterhaltungselektronik, bis hin zu den Entscheidungen einzelner Unternehmen und Konsumenten auf der Mikroebene. Schauen wir uns das im Folgenden genauer an:
... Wirtschaftswachstum, Geldversorgung und Inflation, Einnahmen und Ausgaben des Staates, Arbeitslosigkeit, internationale Handelsbeziehungen und Wechselkurse. Volkswirt*innen beobachten diese Faktoren, analysieren die Wechselwirkungen zwischen ihnen, prognostizieren ihre künftige Entwicklung und entwerfen Strategien, wie sie beeinflusst werden können, um ein funktionierendes, effizientes und stabiles Wirtschaftssystem zu schaffen, das Wohlstand für alle fördert. Dabei helfen ihnen Modelle und Theorien, um das Geschehen zu verstehen und im gewünschten Sinne zu gestalten.
... Angebot und Nachfrage, Wettbewerbsstrukturen, Preisbildung und Regulierung. Volkswirt*innen analysieren verschiedene Arten von Märkten wie Güter-, Finanz- und Arbeitsmärkte. Nehmen wir als Beispiel den Markt für Silber: Volkswirt*innen analysieren die weltweiten Vorkommen, das Recyclingpotential, die Akteur*innen auf der Anbieterseite, mögliche Kartelle oder andere Absprachen, die zu überhöhten Preisen führen können. Sie untersuchen die Nachfrage nach Silber für die verschiedenen Verwendungszwecke und den prognostizierten zukünftigen Bedarf, Substitutionsmöglichkeiten durch andere Metalle, zu erwartende Silberpreise und deren Entwicklung, die Auswirkungen von Gesetzen oder anderen Regulierungen auf das Marktgeschehen oder auch den Einfluss von Geldanlage und Spekulation auf die Preise.
... einzelne Wirtschaftssubjekte. Hier untersuchen Volkswirt*innen beispielsweise wie Unternehmen Produktionsmengen, Preise oder Investitionen festlegen. Oder sie betrachten, wie Konsument*innen individuell und in Gruppen entscheiden, was sie kaufen oder in welchem Umfang sie Arbeitsleistungen anbieten möchten, von welchen Faktoren diese Entscheidungen abhängen und wie sie ggf. beeinflusst werden können, zum Beispiel wenn es um die Wahrnehmung von Angeboten zur Gesundheitsvorsorge geht.
... gibt es für Volkswirt*innen eine Vielzahl potentieller Arbeitgeber: von Unternehmen, Banken, Versicherungen, Hochschulen, Forschungsinstituten oder Wirtschaftsverbänden über staatliche Institutionen, die öffentliche Verwaltung und internationale Organisationen bis hin zu Non-Profit-Organisationen, den Medien und dem Journalismus. Auch eine selbstständige Tätigkeit ist in vielen Bereichen möglich.
So wie niemand ein Gebäude betreten möchte, dessen Statik die Architekt*innen nicht zuverlässig berechnet haben, müssen auch Volkswirt*innen sicherstellen, dass ihre Arbeit der Gesellschaft nützt und nicht unbeabsichtigt Schaden anrichtet. Bevor beispielsweise eine Zentralbank eine so weitreichende Entscheidung wie die Erhöhung des Leitzinses trifft, muss sie sehr sorgfältig alle möglichen Auswirkungen, auch längerfristiger Art, analysieren und Kosten und Nutzen dieser Entscheidung genau abwägen. Die Methoden der Mathematik, Statistik und Ökonometrie dienen dazu, Ereignisse, Wechselwirkungen und Abhängigkeiten in eindeutige Formeln zu fassen, aussagekräftige Modelle zu entwickeln sowie möglichst präzise Prognosen zu erstellen und nachvollziehbare Optimierungen vorzunehmen. So helfen mathematische Modelle beispielsweise dabei, Hypothesen zu überprüfen, Marktgleichgewichte zu analysieren, optimale Steuersätze zu bestimmen, Umverteilungseffekte zu berechnen oder die Auswirkungen von Handelsabkommen auf verschiedene Wirtschaftssektoren zu untersuchen.
Sie studieren bereits Volkswirtschaftslehre oder beabsichtigen dies und fragen sich, wie sich die im Studium erlernten Inhalte in der praktischen Berufstätigkeit umsetzen lassen? Die VWL bietet Ihnen außerordentlich vielfältige Einsatzmöglichkeiten in unterschiedlichen Branchen und Berufsfeldern, in denen Sie Ihr Wissen anwenden und weiterentwickeln können:
Volkswirt*innen analysieren und optimieren die Beschaffungsprozesse von Materialien und Dienstleistungen. Sie identifizieren geeignete Lieferanten, verhandeln Vertragsbedingungen und Preise, und überwachen die Einhaltung von Lieferterminen und Qualitätsstandards. Durch ihr vertieftes Verständnis für makro- und mikroökonomische Zusammenhänge können sie Risiken und Chancen im globalen Beschaffungsumfeld besser erkennen und bewerten, um die langfristige Versorgungssicherheit und Kosteneffizienz des Unternehmens zu gewährleisten. Sie können beispielsweise Wechselkurs- und Rohstoffpreisentwicklungen genauer analysieren und so strategische Entscheidungen treffen, die über das übliche betriebswirtschaftliche Wissen hinausgehen.
Volkswirt*innen entwickeln Vertriebsstrategien, prognostizieren Absatzmengen und analysieren das Kundenverhalten, um den Umsatz des Unternehmens zu steigern. Sie arbeiten an der Preisgestaltung, Verkaufsförderung und Marktpositionierung von Produkten und Dienstleistungen und identifizieren neue Geschäftsmöglichkeiten und Vertriebskanäle. Volkswirt*innen sind besonders gut darin, Marktstrukturen, Wettbewerbsverhalten und Kundenpräferenzen aus einer gesamtwirtschaftlichen Perspektive zu analysieren. Ihre Kenntnisse in der Verhaltensökonomik ermöglichen ihnen in besonderer Weise, zielgerichtete Verkaufsstrategien zu entwickeln und Kundenbedürfnisse besser zu verstehen.
Im strategischen Management oder als interne Unternehmensberater entwickeln Volkswirt*innen langfristige Geschäftsstrategien und Zielsetzungen für das Unternehmen. Sie analysieren Markt- und Wettbewerbsbedingungen, identifizieren Chancen und Risiken und geben Empfehlungen für strategische Entscheidungen, wie zum Beispiel Fusionen, Akquisitionen oder Markteintritte. Volkswirt*innen verfügen über ein fundiertes Verständnis von Wirtschaftspolitik, Regulierung und makroökonomischen Trends. Dadurch sind sie in der Lage, das Unternehmen in einem größeren wirtschaftlichen Kontext zu sehen und darauf aufbauend Strategien zu entwerfen.
Im Finanz- und Rechnungswesen sind Volkswirt*innen für die Analyse und Interpretation von Finanzdaten zuständig. Sie erstellen Finanzberichte, Budgets und Prognosen, überwachen die Liquidität des Unternehmens und unterstützen das Management bei Investitionsentscheidungen und der Finanzplanung. Volkswirt*innen sind besonders versiert in der Analyse und Prognose von wirtschaftlichen Indikatoren und Finanzmarktentwicklungen. Sie nutzen diese Fähigkeiten, um das Unternehmen gegen wirtschaftliche Risiken abzusichern und Investitionsentscheidungen besser zu fundieren.
Im Personalwesen arbeiten Volkswirt*innen an der Entwicklung von Personalstrategien, wie zum Beispiel der Personalplanung, -rekrutierung und -entwicklung. Sie bewerten Vergütungsstrukturen und entwickeln anreizkompatible Maßnahmen zur Entlohnung, Mitarbeitermotivation und -bindung. Volkswirt*innen sind mit arbeitsmarktökonomischen Theorien und empirischen Methoden vertraut, die ihnen helfen, Entwicklungen auf den Arbeitsmärkten besser zu verstehen und die Personalstrategie des Unternehmens längerfristig darauf auszurichten.
Volkswirt*innen in der Öffentlichkeitsarbeit sind für die Kommunikation von Unternehmensnachrichten und wirtschaftlichen Informationen an die Öffentlichkeit verantwortlich. Sie verfassen Pressemitteilungen und Artikel, erstellen Präsentationen, organisieren Veranstaltungen und pflegen Kontakte zu Medien und Stakeholdern. Volkswirt*innen können wirtschaftliche Zusammenhänge und Entwicklungen verständlich und anschaulich erläutern. Insbesondere sind sie in der Lage, die Auswirkungen wirtschaftspolitischer Entscheidungen auf das Unternehmen zu kommunizieren und seinen gesamtwirtschaftlichen Kontext darzustellen. Dadurch gelingt es ihnen, eine überzeugende Botschaft zu vermitteln und das Unternehmen positiv in der Öffentlichkeit zu positionieren.
In der externen Unternehmensberatung spielen Volkswirt*innen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Geschäftsideen und -konzepte. Sie unterstützen Entscheidungsträger in Unternehmen bei der Erstellung von Businessplänen, der Analyse von Stärken, Schwächen, Trends, Marktchancen und -risiken, der Identifikation von Zielgruppen, der Entwicklung von Wachstumsstrategien und der Optimierung von Geschäftsprozessen. Mit ihrem fundierten Wissen über makro- und mikroökonomische Zusammenhänge sind Volkswirt*innen in der Lage, Geschäftsmodelle unter Berücksichtigung dynamischer Markt-, Wettbewerbs- und Regulierungsbedingungen zu bewerten und anzupassen. Darüber hinaus sind sie mit Fragen der Finanzierung und des Risikomanagements vertraut. Mit ihrer ökonomischen Expertise können Volkswirt*innen sowohl für etablierte Unternehmen unterschiedlicher Größe als auch für Start-ups und junge Unternehmen einen wichtigen Beitrag zu nachhaltigem Erfolg und Wachstum leisten.
Volkswirt*innen im Risikomanagement identifizieren, bewerten und steuern Risiken, denen Zentralbanken, Geschäftsbanken, Versicherungsunternehmen oder der Internationale Währungsfonds (IWF) ausgesetzt sind. Sie entwickeln Modelle und Methoden zur Risikoquantifizierung, beobachten und analysieren Marktentwicklungen und unterstützen das Management bei der Entscheidungsfindung. Der besondere Beitrag von Volkswirt*innen liegt in ihrem Verständnis makroökonomischer Zusammenhänge und ihrer Fähigkeit, die Auswirkungen regulatorischer Änderungen und wirtschaftspolitischer Entscheidungen auf die Risikolandschaft abzuschätzen. Dadurch können sie einen Beitrag leisten, die Organisation besser auf mögliche Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds vorzubereiten und die finanzielle Stabilität zu gewährleisten.
In den volkswirtschaftlichen Abteilungen von Zentralbanken, Geschäftsbanken, Versicherungsunternehmen oder dem IWF sind Volkswirt*innen für die Analyse und Prognose von Rahmendaten, Entwicklungen und Trends zuständig. Dies umfasst die nationale und globale Wirtschaft sowie gesellschaftliche, politische, technologische, rechtliche und andere Faktoren, die sich auf die Geschäftsfelder der Bank auswirken. Volkswirt*innen sammeln und verarbeiten relevante Daten aus dem In- und Ausland, erstellen Berichte und Präsentationen und beraten den Vorstand und andere Bereiche der Bank. Dabei setzen sie ihr fundiertes theoretisches Wissen und ihre im Studium erworbenen Fähigkeiten im Bereich Data Science ein. Damit können sie komplexe Zusammenhänge analysieren und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft im Allgemeinen und auf die Geschäftsfelder der Bank im Besonderen bewerten. Dadurch sind sie in der Lage, fundierte Empfehlungen zu geben und das Unternehmen bei der Anpassung an veränderte Bedingungen und Weiterentwicklung ihrer Geschäftsfelder zu unterstützen.
Zusätzlich zu diesen spezifischen Tätigkeiten können Volkswirt*innen bei Zentral- oder Geschäftsbanken, in der Versicherungswirtschaft oder beim IWF auch in den meisten der eingangs genannten Tätigkeitsfelder arbeiten, wie z. B. Einkaufs- und Beschaffungsmanagement, Absatz- und Vertriebsmanagement, strategisches Management, Finanz- und Rechnungswesen, Datenanalyse, Personalwesen und Öffentlichkeitsarbeit. Dabei bringen sie ihre volkswirtschaftlichen Kenntnisse und Fähigkeiten in die jeweiligen Bereiche ein, um den besonderen Herausforderungen und Anforderungen dieser Institutionen gerecht zu werden.
Volkswirt*innen an Hochschulen sind in Forschung und Lehre tätig, wo sie ihr Fachwissen zur Neu- und Weiterentwicklung ökonomischer Theorien und Modelle einsetzen und an Studierende weitergeben. Sie führen wissenschaftliche Studien durch, veröffentlichen Artikel in Fachzeitschriften und präsentieren ihre Ergebnisse auf Konferenzen. In der Lehre halten sie Vorlesungen, Übungen und Seminare zu verschiedenen volkswirtschaftlichen Themen. Ihr besonderer Beitrag besteht darin, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Theorien in den Lehrstoff zu integrieren und den Studierenden eine solide Grundlage für ihre spätere Karriere in der Wirtschaft oder Wissenschaft zu vermitteln.
Volkswirt*innen in Forschungsinstituten arbeiten an der Durchführung und Auswertung empirischer Studien in den Bereichen Wirtschaft, Markt und Evaluation. Sie analysieren Daten, entwickeln ökonometrische Modelle und erstellen Berichte über die Ergebnisse. Ihr besonderer Beitrag liegt in ihrer Expertise in der Anwendung statistischer und ökonometrischer Methoden sowie in ihrem vertieften Verständnis der zugrunde liegenden ökonomischen Theorien. Dadurch sind sie in der Lage, fundierte und präzise Analysen als Entscheidungsgrundlage für Unternehmen und Politik zu liefern.
In Think Tanks und Politik-Instituten arbeiten Volkswirt*innen an der Analyse und Bewertung wirtschaftspolitischer Fragestellungen und aktueller wirtschaftlicher Herausforderungen. Sie erstellen Studien, Berichte und Policy Papers, um politische Entscheidungsträger, Unternehmen und die Öffentlichkeit zu informieren und evidenzbasierte Empfehlungen für wirtschaftspolitische Maßnahmen zu geben. Volkswirt*innen in diesen Organisationen nutzen ihre umfassenden Kenntnisse in Wirtschaftstheorie, empirischen Methoden und Wirtschaftspolitik, um komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge zu entschlüsseln und innovative Lösungen für gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme zu entwickeln. Mit ihrer Arbeit tragen sie zu einer wissenschaftlich fundierten Politikgestaltung und zur öffentlichen Diskussion über wirtschaftliche Themen bei.
Volkswirt*innen in der Erwachsenenbildung unterrichten und schulen Laien, Fach- und Führungskräfte zu volkswirtschaftlichen Themen. Sie entwickeln Lehrmaterialien, führen Schulungen und Workshops durch und unterstützen ihre Teilnehmer*innen bei der Anwendung des Gelernten, insbesondere in der beruflichen Praxis. Ihr besonderer Beitrag besteht darin, komplexe ökonomische Zusammenhänge und Theorien verständlich zu vermitteln und Laien, Fach- und Führungskräften zu helfen, ihre Entscheidungen auf einer fachlich fundierten Basis zu treffen.
Volkswirt*innen bei Wirtschaftsverbänden sind für die Analyse und Bewertung wirtschaftspolitischer Entscheidungen und Entwicklungen sowie für die Interessenvertretung ihrer Mitgliedsunternehmen gegenüber der Politik und Öffentlichkeit zuständig. Sie erarbeiten Stellungnahmen, Positionspapiere und Analysen zu verschiedenen wirtschaftspolitischen Themen und nehmen an Gesprächen und Verhandlungen mit politischen Entscheidungsträger*innen teil. Ihr besonderer Beitrag liegt in ihrem fundierten Verständnis der Wirtschaftspolitik und der makroökonomischen Zusammenhänge, das es ihnen ermöglicht, die Auswirkungen politischer Entscheidungen auf die Wirtschaft und ihre Mitgliedsunternehmen präzise zu bewerten und zielgerichtete Forderungen und Empfehlungen zu formulieren.
In Ministerien, im Bundeskartellamt, im Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sowie in anderen wirtschaftsrelevanten Behörden sind Volkswirt*innen maßgeblich an der Analyse, Konzeption und Umsetzung wirtschaftspolitischer, regulatorischer und gesetzgeberischer Maßnahmen beteiligt. Sie beobachten und bewerten kontinuierlich die wirtschaftliche Entwicklung und wirken auf dieser Grundlage an der Entwicklung von Strategien und Maßnahmen mit. Aufgrund ihrer fundierten ökonomischen Kenntnisse sind Volkswirt*innen in der Lage, komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge zu durchdringen und die Auswirkungen von Gesetzen und Verordnungen auf gesamte Wirtschaftssektoren umfassend zu analysieren. Ihre Expertise ermöglicht es ihnen, effektive und zielgerichtete Lösungen zu erarbeiten, die kurz- und langfristig zu einer stabilen und florierenden Wirtschaft beitragen.
In Parteien tragen Volkswirt*innen zur politischen Willensbildung bei, indem sie wirtschaftspolitische Positionen entwickeln und analysieren. Sie wirken an der Erstellung von Wahlprogrammen und Positionspapieren mit und unterstützen die Kommunikation und Argumentation gegenüber politischen Entscheidungsträgern, Mitgliedern und der Öffentlichkeit. Darüber hinaus analysieren sie die Auswirkungen wirtschaftspolitischer Entscheidungen auf die Interessen der Mitglieder und entwickeln Strategien zur Interessenvertretung. Aufgrund ihrer Expertise sind Volkswirt*innen in der Lage, komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich zu erklären und politische Forderungen auf einer soliden ökonomischen Basis zu formulieren.
Volkswirt*innen in Kammern (z. B. Industrie- und Handelskammern) unterstützen die Mitgliedsunternehmen in wirtschaftlichen Fragen und vertreten deren Interessen gegenüber Politik, Verwaltung und Gesellschaft. Sie erstellen wirtschaftliche Analysen, Gutachten und Stellungnahmen, organisieren Veranstaltungen und Seminare und beraten Unternehmen in wirtschaftlichen Fragen. Aufgrund ihrer profunden Kenntnisse der ökonomischen Theorie und der wirtschaftspolitischen Praxis können sie ihren Mitgliedsunternehmen fundierte Analysen und Beratungen anbieten und deren Interessen wirkungsvoll vertreten.
Volkswirt*innen in der Verwaltung sind für die Planung, Umsetzung und Evaluation wirtschaftspolitischer Maßnahmen und Programme auf Bundes-, Landes- oder kommunaler Ebene zuständig. Sie analysieren wirtschaftliche Entwicklungen und Trends, erarbeiten wirtschaftspolitische Konzepte und beraten politische Entscheidungsträger. Ihr besonderer Beitrag liegt in ihren fundierten Kenntnissen über mikro- und makroökonomische Zusammenhänge, Wirtschaftspolitik und Finanzwissenschaft, die es ihnen ermöglichen, effektive und nachhaltige politische Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen.
Volkswirt*innen in der Wirtschaftsförderung unterstützen die Ansiedlung, Entwicklung und Erweiterung von Unternehmen in ihrer Region. Sie analysieren Standortfaktoren, entwickeln Förderprogramme und beraten Unternehmen in wirtschaftlichen Fragen. Ihr besonderer Beitrag liegt in ihrem umfassenden Verständnis regionaler Wirtschaftsstrukturen und Standortfaktoren sowie gesamtwirtschaftlicher Zusammenhänge. Somit sind sie in der Lage, effektive Wirtschaftsförderungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen.
Volkswirt*innen in der Stadtplanung sind an der Analyse und Bewertung wirtschaftlicher Aspekte bei der Planung und Entwicklung städtebaulicher Projekte beteiligt. Sie beurteilen die wirtschaftlichen Auswirkungen von Stadtentwicklungsprojekten, erarbeiten Finanzierungskonzepte und unterstützen die Entscheidungsfindung im Planungsprozess. Ihr besonderer Beitrag liegt in ihrem fundierten Verständnis regionalökonomischer Zusammenhänge und der Rolle der Wirtschaft in der Stadtentwicklung, das sie in die Lage versetzt, wirtschaftlich nachhaltige und zukunftsorientierte städtebauliche Projekte zu entwickeln und zu bewerten.
In europäischen Institutionen, wie der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament oder der Europäischen Zentralbank, arbeiten Volkswirt*innen an vielfältigen Aufgaben im Zusammenhang mit der europäischen Geld- und Wirtschaftspolitik und der wirtschaftlichen Integration. Sie analysieren und bewerten die wirtschaftliche Entwicklung der Mitgliedstaaten, beteiligen sich an der Formulierung und Umsetzung gemeinsamer geld- und wirtschaftspolitischer Strategien und Maßnahmen und wirken an der Gestaltung EU-weiter Gesetze und Verordnungen mit. Volkswirt*innen in den europäischen Institutionen sind auch an der Koordinierung der Wirtschaftspolitik und der Überwachung makroökonomischer Ungleichgewichte in der EU beteiligt. Ihre fundierten Kenntnisse der europäischen Wirtschaft und der wirtschaftlichen Zusammenhänge ermöglichen es ihnen, effektive und kohärente politische Entscheidungen auf EU-Ebene zu unterstützen.
Im diplomatischen Dienst des Auswärtigen Amts sind Volkswirt*innen neben anderen Verwendungen in der Analyse und Berichterstattung über die wirtschaftliche Entwicklung und die Wirtschaftspolitik der Gastländer tätig. Sie identifizieren Chancen und Risiken für bilaterale und multilaterale Wirtschaftsbeziehungen und unterstützen die außenwirtschaftspolitische Entscheidungsfindung. Volkswirt*innen in dieser Funktion tragen dazu bei, Handelsabkommen auszuhandeln, bilaterale Investitionen zu fördern und die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und anderen Ländern zu stärken. Außerdem vertreten sie die wirtschaftspolitischen Interessen Deutschlands in internationalen Organisationen und auf Konferenzen. Ihre Kenntnisse der internationalen Wirtschaft und der wirtschaftlichen Zusammenhänge ermöglichen es ihnen, zielgerichtete und effektive außenwirtschaftliche Strategien zu entwickeln und umzusetzen.
In den Außenhandelskammern sind Volkswirt*innen insbesondere in der Beratung und Betreuung von Unternehmen tätig, die international agieren oder planen, ihre Geschäftstätigkeit auf ausländische Märkte auszudehnen. Sie analysieren Handelsströme, Währungsentwicklungen, Handelsabkommen und wirtschaftliche Trends in verschiedenen Ländern. Ihr ökonomisches Fachwissen ermöglicht es ihnen, Unternehmen bei der Entwicklung erfolgreicher Markteintrittsstrategien zu unterstützen, potenzielle Handelspartner zu identifizieren und Risiken im internationalen Geschäft abzuschätzen. Darüber hinaus arbeiten Volkswirt*innen in den Außenhandelskammern daran, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ländern zu fördern, Handelshemmnisse abzubauen und den internationalen Handel insgesamt zu stärken.
Volkswirt*innen in der Entwicklungszusammenarbeit analysieren und bewerten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Herausforderungen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Sie entwickeln Strategien und Programme zur Armutsbekämpfung, Wirtschaftsförderung und Infrastrukturentwicklung, um nachhaltiges Wachstum und wirtschaftliche Stabilität zu fördern. Volkswirt*innen nutzen ihr Wissen über Wachstums- und Entwicklungsökonomie, um effektive und zielgerichtete Lösungen zu entwerfen, die lokale und globale wirtschaftliche Zusammenhänge berücksichtigen.
An der Schnittstelle von Wirtschaft, Klima und Umwelt tragen Volkswirt*innen dazu bei, die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung zu fördern. Sie analysieren die wirtschaftlichen Auswirkungen von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen, entwickeln Strategien zur Förderung von erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und Emissionsreduktion, konzipieren marktbasierte Instrumente zur Regulierung von Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch und unterstützen die Umsetzung entsprechender Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene. Mit ihrem fundierten ökonomischen Wissen sind sie in der Lage, ökonomisch effiziente und ökologisch effektive Lösungen für Umwelt- und Klimaprobleme zu entwickeln, dabei Kosten und Nutzen von Umweltschutzmaßnahmen gesamtgesellschaftlich abzuwägen, und politische Entscheidungsträger, Unternehmen und die Öffentlichkeit von den Vorteilen eines nachhaltigen Wirtschaftens zu überzeugen.
Volkswirt*innen im Ressourcenmanagement beschäftigen sich mit der effizienten Nutzung und Verteilung von natürlichen Ressourcen wie Wasser, Energie und Rohstoffen. Sie entwickeln ökonomische Modelle und Instrumente, um Ressourcennutzung zu optimieren, Verschwendung zu reduzieren und die langfristige Verfügbarkeit zu sichern. Mit ihrer ressourcenökonomischen Expertise tragen sie zur Gestaltung nachhaltiger und resilienter Wirtschaftssysteme bei, die den Bedürfnissen heutiger und zukünftiger Generationen gerecht werden.
Volkswirt*innen in politischen NGOs arbeiten an der Analyse, Bewertung und Gestaltung von Wirtschaftspolitik und Gesetzgebung, um öffentliche Debatten und politische Entscheidungsprozesse zu beeinflussen. Sie forschen zu aktuellen wirtschaftspolitischen Fragestellungen, erarbeiten Stellungnahmen und Empfehlungen und vertreten die Interessen ihrer Organisation gegenüber politischen Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit. Volkswirt*innen nutzen ihr fundiertes ökonomisches Wissen, um komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich darzustellen und effektive Lösungsansätze für gesellschaftliche Herausforderungen aufzuzeigen.
Im Verlagswesen sind Volkswirt*innen an der Konzeption, Redaktion und Veröffentlichung von wirtschaftswissenschaftlichen Buchprojekten, Zeitschriften und Online-Angeboten beteiligt. Dazu arbeiten sie eng mit den Autoren zusammen, um deren Texte und Daten für ein breiteres Publikum verständlich aufzubereiten. Außerdem entwickeln sie gemeinsam mit Autoren und Redakteuren Themen, Strukturen und Inhalte für Publikationen, die sich mit aktuellen wirtschaftlichen Fragestellungen, Trends und Entwicklungen auseinandersetzen. Volkswirt*innen in Verlagen sind zudem an der Marktanalyse beteiligt, um das Interesse der Zielgruppen für bestimmte Themen und Publikationsformate zu ermitteln und so das Verlagsprogramm strategisch auszurichten.
Im Wirtschaftsjournalismus arbeiten Volkswirt*innen als Redakteure, Reporter oder Analysten für Zeitungen, Zeitschriften, Online-Medien oder Fernseh- und Radiosender. Sie recherchieren, schreiben und präsentieren Artikel, Reportagen und Kommentare zu wirtschaftlichen Themen, Entwicklungen und Ereignissen. Volkswirt*innen im Journalismus sind besonders gut darin, komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge für ein breites Publikum verständlich und ansprechend aufzubereiten. Sie können Hintergründe und Zusammenhänge einordnen und leisten so einen fundierten Beitrag zur öffentlichen Meinungsbildung.
Als Auslandskorrespondenten berichten Volkswirt*innen über wirtschaftliche Entwicklungen, Ereignisse und Trends in anderen Ländern oder Regionen. Sie analysieren und bewerten die wirtschaftliche Lage, politische Entscheidungen und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft. Volkswirt*innen verstehen wirtschaftliche Zusammenhänge im globalen Kontext und vermögen die Auswirkungen auf internationale Märkte, Handelsbeziehungen und Investitionen einzuschätzen. Durch ihre fundierten Kenntnisse der internationalen Wirtschaft und der ökonomischen Zusammenhänge können sie ihren Lesern, Zuhörern oder Zuschauern ein umfassendes und differenziertes Bild der globalen Wirtschaftslage vermitteln.
Volkswirt*innen steht auch der Weg in vielfältige Formen der selbstständigen Tätigkeit offen. Dies ist zum einen im Rahmen einer freiberuflichen Tätigkeit möglich, die viele der oben bereits genannten Tätigkeiten umfassen kann. So können Volkswirt*innen beispielsweise selbstständig Recherchen und Analysen auf den von ihnen gewählten Spezialgebieten durchführen und auf dieser Grundlage Unternehmen, Regierungen oder internationale Organisationen beraten. Sie können Bildungs- und Trainingsdienstleistungen anbieten, Artikel für Print- und Online-Medien verfassen, Diskussionen moderieren oder eigene Social Media Kanäle betreiben. Zum anderen können Volkswirt*innen im Rahmen von gewerblicher Tätigkeit eigene Start-ups gründen oder sich an Gründungen beteiligen.
Entscheidend für den Erfolg in der Selbstständigkeit sind Unternehmergeist und betriebswirtschaftliche Fertigkeiten, unter anderem im Bereich des Marketing. Selbstständige Volkswirt*innen müssen in der Lage sein, ihre Dienstleistungen effektiv zu vermarkten und nachhaltige Kundenbeziehungen aufzubauen. Ebenso sollten sie sich der Herausforderungen wie Einkommensschwankungen, der permanenten Suche nach neuen Projekten und ggf. der Verantwortung für von ihnen beschäftigte Mitarbeiter*innen bewusst sein.