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Ringvorlesung im Frühjahrs-/Sommersemester 2016

Die Vorlesungen finden jeweils von 19:00 bis 20:30 Uhr im Raum SN 163 statt.

2. März 2016:
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn:
Die neue Völkerwanderung


Abstract:
Aus ökonomischer Sicht gibt es für die freie Bewegung von Arbeits­kräften nicht nur innerhalb eines Landes, sondern auch über die Grenzen hinweg gute Gründe. Migration ist für die beteiligten Volkswirtschaften positiv, wenn sie durch Lohn- und Produktivitäts­unterschiede ausgelöst wird, doch wird sie verzerrt, wenn sie außerdem durch Nettotransfers des Staates angeregt wird, wie in Form sozialstaatlicher Leistungen, Steuern und einer frei verfügbaren Infrastruktur.

Derzeit führt auch die demographische, wirtschaft­liche und politische Entwicklung in Ländern außerhalb Europas zu einer verstärkten Zuwanderung aus diesen Nachbarregionen nach Europa, insbesondere nach Deutschland. Das kann zu einem Abschreckungs­wettbewerb zwischen den möglichen Zielländern führen und den Sozialstaat erodieren.


Referent:
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn ist seit 1994 Inhaber des Lehr­stuhls für Nationalökonomie und Finanz­wissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München und zudem seit 1999 Präsident des ifo-Instituts. Im Anschluss an Promotion, Habilitation und eine Tätigkeit als Wissenschaft­licher Assistent, jeweils an der Universität Mannheim, erhielt er seine erste Berufung als Professor an der University of Western Ontario in Kanada, bevor er Ordinarius an der LMU wurde. Professor Sinn zählt nicht nur zu den forschungs­stärksten deutschsprachigen Ökonomen, sondern ist durch seine Buch­veröffentlichungen und seine Präsenz in den Medien auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Ende März 2016 verabschiedet er sich in den Ruhestand, sein Nachfolger wird der bisherige Präsident des ZEW in Mannheim, Prof. Dr. Clemens Fuest.

16. März 2016:
Dr. Benjamin Elsner:
Hat der Brain Drain auch Gewinner?


Abstract:
Die Auswanderung der besten Köpfe, auch genannt 'Brain Drain', stellt für viele Entwicklungs­länder eine Herausforderung dar. In den Medien wird dieser oft als Verlustgeschäft für Entwicklungs­länder und die gesamte Welt dargestellt. Dabei können sowohl die Herkunfts- als auch die Zielländer vom Brain Drain profitieren. Dieser Vortrag beleuchtet, unter welchen Bedingungen es zu diesen Gewinnen kommt, und präsentiert erste Ergebnisse einer empirischen Studie, welche die globalen Effizienzgewinne des Brain Drain abschätzt.


Referent:
Dr. Benjamin Elsner forscht seit 2012 am Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn und ist dort seit 2014 Senior Research Associate und stellvertretender Programmdirektor für Migration. Im Anschluss an sein Diplomstudium der Volkswirtschafts­lehre an der Universität Regensburg wurde er am Trinity College Dublin, Irland, promoviert. In der Forschung befasst er sich hauptsächlich mit Migration sowie sozialen Netzwerken und nimmt in deutschen und internationalen Medien zu den Themen Migration und Integration Stellung.

27. April 2016:
Prof. Dr. Marc Hansmann:
Die Flüchtlingskrise: Chancen, Risiken, Handlungs­ansätze aus fiskalischer und kommunaler Sicht


Abstract:
Der Zuzug von Flüchtlingen hat Deutschland im letzten Jahr kalt erwischt. Die Verwaltungen von Bund und Ländern waren völlig überfordert. Die organisatorische (und finanz­ielle) Hauptlast blieb bei den Kommunen hängen, die dies nach anfänglichen Schwierigkeiten gut gemeistert haben. Die Konfliktfelder laufen zwischen den Staaten der EU über die Verteilung der Flüchtlinge, zwischen den deutschen Gebietskörperschaften über die Verteilung der Finanzierungs­lasten und zwischen den Parteien über die Frage, wie der Zuzug zu begrenzen sei. Mittelfristig besteht die wichtigste Herausforderung in der Integration der Flüchtlinge. Dabei bestehen große Chancen, aber auch erhebliche Risiken.


Referent:
Prof. Dr. Marc Hansmann ist seit 2007 Stadtkämmerer und Ordnungs­dezernent der Landes­hauptstadt Hannover. Zuvor war er Beamter im Bundes­finanz­ministerium und Unternehmens­berater in einer großen Unternehmens­beratung. Nebenamtlich ist Herr Dr. Hansmann seit langem Lehr­beauftragter am Institut für Öffentliche Finanzen der Leibniz Universität Hannover und Honorarprofessor an der Kommunalen Hochschule für Verwaltung in Niedersachsen. Seine Veröffentlichungen umfassen zahlreiche Bücher und Artikel insbesondere zu den Themen „Staats­verschuldung“, „Kommunalfinanzen“ und „Verwaltungs­reform“.

11. Mai 2016:
Prof. Dr. Heiner Flassbeck:
Warum versagt der Norden im Süden? – Weil er auch im Norden versagt!


Abstract:
Seit Beginn des starken Zustroms von Flüchtlingen ist von deutschen Politikern immer wieder und laut die Forderung zu vernehmen, etwas in den Herkunftsländern der Flüchtlinge zu tun, um die Lage dort zu verbessern. Viel zu lange hat sich das offizielle Deutschland jedoch nicht für die Probleme der Entwicklungs­länder interessiert. Eine miserable ökonomische Situation breiter Bevölkerungs­schichten und die vollkommene Perspektivlosigkeit der Menschen, diese Situation in ihren Ländern auf friedlichem Weg spürbar verändern zu können, sind jedoch die Hauptursachen für Kriege, Bürgerkriege und Flüchtlingsströme. Es muss sich daher in erster Linie um die Lösung der makro­ökonomischen Probleme bemüht werden. Und das setzt voraus, dass man ihre Ursachen vorurteilslos analysiert, also etwa Dogmen wie den Wettbewerb um jeden Preis oder den Freihandel, die Freiheit der Devisenmärkte und die Liberalisierung der Kapitalmärkte in Frage stellt.


Referent:
Prof. Dr. Heiner Flassbeck war von 2003 bis zu seinem Abschied in den Ruhestand im Jahr 2012 Direktor der Abteilung „Globalisierung und Entwicklungs­strategien“ bei der Handels- und Entwicklungs­konferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) in Genf. Zuvor war er unter anderem Leiter der Abteilung Konjunktur am DIW in Berlin sowie Staats­sekretär im Bundes­finanz­ministerium und wurde im Jahr 2005 von der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik zum Honorarprofessor berufen. Darüber hinaus ist Prof. Dr. Flassbeck Autor mehrerer ökonomischer Sachbücher und zahlreicher weiterer Publikationen, wodurch er auch außerhalb von Fach­kreisen Bekanntheit erlangt hat.

25. Mai 2016:
Prof. Dr. André Schmidt:
Die volkswirtschaft­lichen Konsequenzen der Migration für die Bundes­republik Deutschland


Abstract:
Kein Thema dominiert aktuell die gesellschafts­politische Debatte in Deutschland so stark wie die Diskussion über die Flüchtlingsströme. Während andere europäische Staaten die Einwanderung massiv begrenzen, hat sich Deutschland durch seine großzügige Aufnahmepolitik davon abgegrenzt. Mittlerweile ist jedoch der anfängliche Optimismus „Wir schaffen das!“ der Skepsis „So geht es nicht weiter!“ in der breiten öffentlichen Diskussion gewichen. Sowohl aus politischer, sozialer und auch ökonomischer Sicht werden Zweifel lauter, ob sich Deutschland mit seiner großzügigen Aufnahmepolitik nicht übernommen hat. Im Mittelpunkt des Vortrags steht die Analyse und Diskussion über die mittel- und unmittelbaren volkswirtschaft­lichen Konsequenzen der Zuwanderung sowie die Frage nach den geeigneten wirtschafts­politischen Maßnahmen.


Referent:
Prof. Dr. André Schmidt ist seit 2008 Inhaber des Lehr­stuhls für Makroökonomik und internationale Wirtschaft an der Universität Witten/Herdecke. Nach seiner Promotion in Hohenheim und Habilitation in Göttingen, war er an der Ruhr-Universität in Bochum, der Universität Kassel sowie der EBS Universität für Wirtschaft und Recht tätig. Seine Hauptforschungs­gebiete sind die europäische Integration sowie die institutionen­ökonomischen Aspekte internationaler Wirtschafts­politik.