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Ringvorlesung im Herbst-/Wintersemester 2019

Reformen – Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Im Herbst-/Wintersemester 2019 werden vier geladene Referenten das Thema Reformen aus unterschiedlichen, dabei stets volkswirtschaft­lich geprägten Perspektiven beleuchten und neben ihrem Vortrag auch Gelegenheit zur Diskussion geben. Ein interaktiver Workshop wird den Abschluss bilden. Die Veranstaltungen finden jeweils von 19:00 bis 20:30 Uhr in Hörsaal SN 169 im Schlossgebäude statt. Studierende aller Fakultäten sowie externe Gäste sind zu allen Veranstaltungen herzlich eingeladen.

18. September 2019:
Prof. Dr. Jan Marcus:

“Fünf Herausforderungen bei der Evaluation von Politikmaßnahmen – und wie diese angegangen werden können”


Abstract:

Welche Herausforderungen treten bei der empirischen Wirkungs­analyse von Reformen auf? Wie kann man diese Herausforderungen angehen? Anhand aktueller Beispiele insbesondere aus der Bildungs- und Gesundheitsökonomik behandelt die Veranstaltung vom 18. September diese Herausforderungen sowie mögliche Lösungs­vorschläge. Dabei werden unterschiedliche Phasen von Evaluations-Vorhaben erörtert – von der Ermittlung kausaler Zusammenhänge bis zur Kommunikation der Ergebnisse an Öffentlichkeit und Entscheidungs­träger.


Referent:

Prof. Dr. Jan Marcus ist Inhaber der Juniorprofessur für Volkswirtschafts­lehre, insbesondere Ökonometrie, an der Universität Hamburg und Research Associate am Deutschen Institut für Wirtschafts­forschung (DIW Berlin). Schwerpunkt seiner Forschung sind empirische Fragestellungen im Bereich der mikro­ökonomischen Bildungs- und Gesundheitsforschung, insbesondere die Evaluierung verschiedener Politikmaßnahmen wie bspw. G8-Schulreform, Studien­gebühren und Alkoholverkaufsverbote. Seine Forschung verbindet politisch relevante Fragestellungen mit neuesten statischen Verfahren und Strategien zur Identifikation kausaler Effekte.

16. Oktober 2019:
Ina Wietheger:
“Die Dynamik von Reformen im öffentlichen Sektor – Schlaglichter aus der externen Sicht”


Abstract:

Globalisierung, zunehmende Interdependenzen, geopolitische Veränderungen, Klimawandel und Ressourcenschutz, demografischer Wandel, Migration, Digitalisierung und die Zukunfts­fähigkeit demokratischer Systeme sind nur einige der Phänomene, die die öffentliche Debatte bewegen. In einer sich ständig und in kürzeren Zyklen verändernden Umwelt steht der öffentliche Sektor in der Verantwortung, neue Rahmenbedingungen aktiv mitzugestalten und seine Aufgabenwahrnehmung ständig anzupassen. Die Dynamik und Qualität, in der Reformen initiiert und gestaltet werden, stellt sich aus verschiedenen Perspektiven unterschiedlich dar. Aus dem Blickwinkel der langjährigen Interaktion und Kooperation mit dem öffentlichen Sektor versuchen wir, Antworten auf folgende Fragen zu finden: Was sind die bestimmenden Faktoren für Reformen, ihren Erfolg und ihre Dynamik? Was sind die zukünftigen Anforderungen an den öffentlichen Sektor? Welche Veränderungen sind zu beobachten? Wo liegen die Herausforderungen und wie können diese bewältigt werden?


Referentin:

Ina Wietheger ist Diplom-Volkwirtin (International Economics, Universität Tübingen). Nach ihrem Studium und Auslands­aufenthalten in Mexiko, USA und Simbabwe hat sie die Postgraduiertenausbildung am Deutschen Institut für Entwicklungs­politik (DIE), Berlin, absolviert. Ihre berufliche Laufbahn begann bei PwC in der Auslands­abteilung und führte sie über die Beratung in der internationalen Entwicklungs­zusammenarbeit (vorwiegend in Lateinamerika) im Jahr 2000 zu Roland Berger. Frau Wietheger verantwortet dort mittlerweile als Senior Partnerin das Geschäft im Bereich Civil Economics (Public). Sie hat im Auftrag der EU sowie zahlreicher Bundes­ministerien gearbeitet und insbesondere Projekte zur Transformation öffentlicher Organisationen geleitet.

30. Oktober 2019:
Prof. Dr. Bernhard Neumärker:
“Reformoptionen für ein Bedingungs­loses Grundeinkommen”

 

Abstract:

Das Bedingungs­lose Grundeinkommen (BGE) ist seit Jahren Bestandteil der Diskussion über eine Sozialstaats­reform. Nach einer Einführung in das Konzept und seine grundlegenden Varianten werden verschiedene Reformoptionen und -strategien dargestellt und diskutiert. Dabei bestehen sowohl Praxisvorschläge – wie Pilotexperimente, Grundrente oder Klimaprämie – als auch theoretische Ideen, z. B. Sozialvertragsreformen, „Neuer Ordoliberalismus“ und Gemeinschafts­gutfinanzierung. Diese Vorschläge werden in den Zusammenhang mit den Herausforderungen des BGE an die Gesellschafts-, Wirtschafts- und Sozialpolitik gestellt und auf ihre Implementierungs­chancen hin überprüft. Dabei wird zugleich in die vielfachen Facetten des BGE-Ansatzes eingeführt.


Referent:

Prof. Dr. Bernhard Neumärker ist Inhaber der Götz Werner Professur für Wirtschafts­politik und Ordnungs­theorie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Fragen sozialer Gerechtigkeit, gesellschaft­licher Konflikte und staatlicher Reformbereitschaft aus ordnungs­politischer Perspektive. Seit einiger Zeit wendet er sein auf diesen Fragen aufbauendes Gerüst des „Neuen Ordoliberalismus“ und der „Sozialen Nachhaltigkeit“ auf das Bedingungs­lose Grundeinkommen (BGE) an und stellt dabei fest, dass das BGE all diese Fragen integriert und dabei eine interdisziplinäre Betrachtungs­weise erzwingt, die vor allem neue Freiheits- und Gerechtigkeits­aspekte zur Weiter­entwicklung des Ordoliberalismus hervorbringt.

13. November 2019:
Dr. Astrid Klesse:
“Reformen aus Sicht der Politik”


Abstract:

Reformvorhaben treffen regelmäßig auf eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung. Von den einen werden sie begrüßt, einigen gehen sie aber auch zu weit, nach Ansicht anderer greifen sie zu kurz und wieder andere halten die jeweils eingeschlagene Richtung für verfehlt. Reformen bedeuten Veränderung und werden als Chance gesehen. Sie bringen aber häufig nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer mit sich. Wie kommt eine Reformagenda zustande, wer gibt die Impulse, wer nimmt Einfluss und wie verlaufen Reformprozesse? Diese Fragen sollen anhand von wirtschafts­politischen Beispielen aus der Bundes­politik diskutiert und illustriert werden.


Referentin:

Dr. Astrid Klesse leitet seit Juni 2017 die Unterabteilung „Grundsatzfragen der Wirtschafts­politik“ in der wirtschafts­politischen Abteilung des Bundes­ministeriums für Wirtschaft und Energie. Zuvor war sie für einige Jahre in dieser Abteilung als Referatsleiterin tätig. Sie begann ihre berufliche Laufbahn als promovierte Diplom-Volkswirtin beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und hat anschließend im Bundes­wirtschafts­ministerium in verschiedenen Abteilungen gearbeitet, u. a. in der Industrie- und der Mittelstandsabteilung. Sie ist Mitglied des Aufsichtsrates der PD Partnerschaft Deutschland GmbH.

20. November 2019:
Interaktiver Workshop mit Prof. Dr. Eckhard Janeba: Mehr öffentliche Investitionen
– Mit oder ohne Schuldenbremse?


Abstract:

Die öffentliche Infrastruktur in Deutschland wird in vielen Bereichen als überlastet und unzureichend empfunden – seien es Staus auf Autobahnen, Verspätungen der Deutschen Bahn oder Engpässe beim Breitbandausbau. Die Schaffung bzw. Erweiterung zukünftiger Energie- und Digitalnetze verlangt hohe Investitionen. Welche Reformen sind notwendig, um diese Herausforderungen zu meistern? In der Veranstaltung sollen konkrete Reformvorschläge von den Teilnehmern erarbeitet und im Plenum zur Abstimmung gestellt werden. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Rolle der Schuldenbremse und der Politik der sogenannten „Schwarzen Null“ gelegt. Sind diese ein Hindernis, das beseitigt werden muss, oder ein Garant nachhaltiger Finanz­politik? Außerdem werden die Probleme, die sich in einem föderalen Staat ergeben, in dem Aufgaben und Finanz­mittel auf verschiedene staatliche Ebenen verteilt sind, näher beleuchtet. Es sind keine Vor­kenntnisse für die Veranstaltung notwendig. Ziel ist es, die Möglichkeiten und Schwierigkeiten eines offenen Reformprozesses in einem konkreten Fall kennenzulernen.


Workshop-Leitung:

Prof. Dr. Eckhard Janeba ist seit 2004 Professor für Volkswirtschafts­lehre an der Universität Mannheim. Er ist Mitglied des Wissenschaft­lichen Beirats beim Bundes­ministerium für Wirtschaft und Energie und war von 2013 bis 2018 Vorsitzender des Unabhängigen Beirats des Stabilitätsrats. Prof. Janebas Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen in den Bereichen Finanz­wissenschaft, Außen­handel sowie Aus­wirkungen der Globalisierung auf staatliches Handeln. Im Rahmen seiner Forschungs­tätigkeit ist er unter anderem auch im Sonderforschungs­bereich 884: Political Economy of Reforms an der Universität Mannheim aktiv.