Im Bereich der Politik und Medien ist Lobbyismus regelmäßig ein Thema. Hierbei geht es um Interessenvertreter, die auf politischer Ebene für Unternehmen, Organisationen oder Branchen tätig sind. In der Ringvorlesung des FSS 2023 werden wir tiefer in die Welt der politischen Interessenvertretung eintauchen und uns mit Fragen auseinandersetzen wie: „Auf welche Weise beeinflussen Lobbyisten politische Entscheidungen?“, „Wer sind die Akteure im Hintergrund?“ und „Welche Auswirkungen hat Lobbyismus auf unsere Gesellschaft und unsere Demokratie?“
Nähere Informationen zu den Vortragenden, Themen und Terminen finden Sie im Folgenden sowie in den sozialen Kanälen der Fachschaft VWL. Studierende aller Fakultäten sowie externe Gäste sind zu allen Veranstaltungen herzlich eingeladen.
Mittwoch, 29. März 2023, 19.00 Uhr, Hörsaal SN 163:
Daniel Mittler (Finanzwende e.V.):
„Im Auftrag des Geldes“
Abstract:
Die Finanzlobby ist, gemessen an ihren Ressourcen und der Zahl ihrer Mitglieder, eine der größten und mächtigsten Lobbygruppen in Deutschland. Finanzwende e.V. hat ihre Größe anhand des Lobbyregisters analysiert und die vielfältigen Methoden, mit denen die Finanzlobby ihre Interessen vertritt, anhand einer Studie von Finanzwende Recherche analysiert. Es geht um die Verbindungen zwischen Politik und Finanzlobby, die für einen wechselseitigen Austausch des Spitzenpersonals sorgen – mögliche Interessenkonflikte inklusive. Die gute Nachricht: Der Einfluss der Finanzlobby lässt sich eingrenzen. Vorschläge dafür gibt es genug: zum Beispiel neue Vorschriften für mehr Transparenz oder strengere Regeln, etwa für Parteispenden und den Wechsel zwischen Politik und Lobbyismus.
Referent:
Daniel Mittler ist Geschäftsführer sowohl der Bürgerbewegung Finanzwende e.V. als auch der Finanzwende Recherche gGmbH. Er ist insbesondere für die Bereiche Kampagnen, Kommunikation und Fundraising zuständig. Finanzwende versteht sich als unabhängiges und überparteiliches Gegengewicht zur Finanzlobby. Der Verein setzt sich für faire, stabile und nachhaltige Finanzmärkte ein. Vor seinem Wechsel zu Finanzwende im Jahr 2021 war Daniel Mittler 11 Jahre Politischer Direktor von Greenpeace International.
Mittwoch, 26. April 2023, 19.00 Uhr, Hörsaal SN 163:
Prof. Dr. Oliver Budzinski (Technische Universität Illmenau):
„Lobbyismus in der Medienwirtschaft“
Abstract:
Der Vortrag analysiert den Zusammenhang von Lobbyismus und Medienwirtschaft auf zwei Ebenen. Erstens werden Medienunternehmen und andere Akteure der Medienwirtschaft als Lobbyisten ihrer Partikularinteressen betrachtet. Dabei wird sowohl auf „klassische“ Medien als auch auf datenbasierte Geschäftsmodelle moderner Onlinemedienkonzerne eingegangen. Zweitens werden Medienunternehmen als Instrument von Lobbyismusaktivitäten anderer Akteure analysiert, welche sich den Transmissionskanal Medien zu Nutze machen wollen, um die öffentliche Meinung und die Politik zu beeinflussen. Dies adressiert spezielle Aspekte der ökonomischen Theorie des Media Bias. Insgesamt wird dem Beziehungsgeflecht aus Lobbyismus und Medienwirtschaft in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur bislang zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, so dass viele offene Forschungsfragen bestehen.
Referent:
Prof. Dr. Oliver Budzinski ist seit 2012 Professor für Wirtschaftstheorie und Direktor des Instituts für Volkswirtschaftslehre an der Technischen Universität Illmenau. Von 2010 bis 2012 war er Leiter der Forschungsgruppe „Märkte & Wettbewerb“ an der University of Southern Denmark. Seine Forschungsschwerpunkte sind Wettbewerb und Regulierung sowie Medien- und Sportökonomik.
Mittwoch, 3. Mai 2023, 19.00 Uhr, Hörsaal SN 163:
Prof. Dr. Andreas Polk (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin):
„Lobbyismus in Deutschland aus volkswirtschaftlicher Sichtweise“
Abstract:
Lobbyismus wird häufig als etwas Negatives wahrgenommen, und gleichzeitig ist er in einer offenen Gesellschaft notwendig, damit politische Entscheidungen die Interessen der betroffenen Bevölkerungsgruppen berücksichtigen können. Doch warum finden Interessengruppen überhaupt Gehör und welche Auswirkungen hat das auf die politische Entscheidungsfindung? In dieser Veranstaltung analysieren wir das Thema Lobbyismus zunächst aus theoretischer, d. h. politökonomischer Perspektive. Im Vordergrund stehen mögliche Einflusskanäle des Lobbyismus und ihre Wirkung auf die allgemeine Wohlfahrt. Anschließend widmen wir uns in einer empirischen Sichtweise den Ausprägungen des Lobbyismus in Deutschland. Wir diskutieren die institutionellen Rahmenbedingungen zur Einflussnahme sowie das kürzlich eingeführte Lobbyregister. Der Vortrag schließt mit einer Diskussion von Reformvorschlägen zur Erhöhung der Transparenz im Lobbyismus.
Referent:
Prof. Dr. Andreas Polk ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Zuvor war er beim Bundeskartellamt in Bonn tätig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Lobbyismus, Wettbewerbspolitik und digitale Ökonomie. Er ist Herausgeber des Handbuch Lobbyismus (Springer 2023; gemeinsam mit Karsten Mause) und publiziert zum Thema Lobbyismus in Fachzeitschriften und der öffentlichen Presse. Er engagiert sich ehrenamtlich im Beirat von Transparency International Deutschland e.V. und ist Vertrauensdozent für die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.
Mittwoch, 17. Mai 2023, 19.00 Uhr, Hörsaal SN 169 (bitte beachten Sie den einmaligen Hörsaalwechsel):
Podiumsdiskussion „Politische Interessensvertretung und Lobbyismus in Deutschland“
Die Podiumsdiskussion mit dem Thema „Politische Interessensvertretung und Lobbyismus in Deutschland“ bietet eine Debatte darüber, wie Politik und Wirtschaft in Deutschland miteinander verflochten sind. Ziel der Diskussion ist es, ein Verständnis dafür zu schaffen, wie Politik und Wirtschaft in Deutschland zusammenarbeiten und welche Auswirkungen dies auf Entscheidungen und Gesetze hat. Es wird erörtert, welche Bedeutung der Einfluss von Interessensvertretern hat und welche Rolle Transparenz und Regulierung dabei spielen sollten. Insgesamt bietet die Podiumsdiskussion eine hervorragende Gelegenheit, um ein tieferes Verständnis darüber zu erlangen, wie Politik und Wirtschaft in Deutschland miteinander interagieren und welche Herausforderungen und Chancen dies mit sich bringt.
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion sind:
Prof. Dr. Patrick Bernhagen,
Prof. Dr. Andreas Polk und
Michael Henning
Prof. Dr. Patrick Bernhagen ist seit 2014 Professor für Vergleichende Politikwissenschaft an der Universität Stuttgart. Zuvor war er unter anderem an der Zeppelin Universität Friedrichshafen, der University of Aberdeen sowie dem Trinity College Dublin tätig, wo er 2005 promovierte. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Interessengruppen, Lobbying, Verbände, Wahlverhalten und Wahlbeteiligung.
Prof. Dr. Andreas Polk ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Zuvor war er beim Bundeskartellamt in Bonn tätig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Lobbyismus, Wettbewerbspolitik und digitale Ökonomie. Er ist Herausgeber des Handbuch Lobbyismus (Springer 2023; gemeinsam mit Karsten Mause) und publiziert zum Thema Lobbyismus in Fachzeitschriften und der öffentlichen Presse. Er engagiert sich ehrenamtlich im Beirat von Transparency International Deutschland e.V. und ist Vertrauensdozent für die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.
Michael Henning ist politischer Referent im Hauptstadtbüro des Verbands der Chemischen Industrie e. V. (VCI). Dort ist er u. a. zuständig für das Thema Lobbytransparenz und koordiniert in diesem Rahmen die Allianz für Lobbytransparenz, die der VCI 2018 zusammen mit Transparency International initiierte. 2016 schloss er den Master Public Economics an der FU Berlin ab. Zuvor absolvierte er ein Studium der Volkswirtschaftslehre (HU Berlin) und Politikwissenschaft (FU Berlin). Dort beschäftigte er sich schwerpunktmäßig mit den Themen Politische Ökonomie und Informationsökonomie.
Mittwoch, 24. Mai 2023, 19.00 Uhr, Hörsaal SN 163:
Gesprächsrunde zum Thema „Erfahrungen mit Lobbyismus“
In der Gesprächsrunde werden wir gemeinsam mit Theresia Bauer (MdL) und Prof. Dr. Dr. Armin Steinbach eine tiefgehende Diskussion über Lobbyismus führen. Wir werden uns auf die Praxis konzentrieren und herausfinden, wie Lobbyismus in den politischen Institutionen konkret ausgeübt wird. Dies erlaubt einzigartige Einblicke aus erster Hand in die Welt des Lobbyismus von heute.
Theresia Bauer ist seit Juni 2001 Abgeordnete des Landtags von Baden-Württemberg und vertritt den Wahlkreis Heidelberg (Bündnis 90/
Armin Steinbach ist Jean Monnet Professor für Law and Economics, Europarecht und Internationales Recht an der HEC Paris. Außerdem ist er Research associate am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn. Armin Steinbach arbeitete als Regierungsbeamter in den deutschen Ministerien für Finanzen und für Wirtschaft und Energie sowie als abgeordneter Beamter im Deutschen Bundestag. Seine Forschung zielt darauf ab, eine Brücke zwischen der akademischen Wisenschaft und der politischen Entscheidungsfindung zu schlagen. Er habilitierte sich an der Universität Bonn. Zuvor erwarb er Masterabschlüsse in Rechtswissenschaften an der Freien Universität Brüssel sowie in Wirtschaftswissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin und promovierte in Rechtswissenschaften an der Universität München sowie in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Erfurt.